Bryce Dessner (*1976), zeitgenössischer Komponist und Gitarrist amerikanischen Indi-Rock-Band The National, war in der Saison 2023/24 Artist in Residence der Tonhalle Zürich. Für seine Komposition «Aheym», einer Suchbewegung nach der eigenen kulturellen Identität als Nachkomme von Holocaust-Überlebenden, hat Dessner als literarische Klammer den Weltbestseller «Das Ende von Eddy» des französischen Autors Édouard Louis gesetzt. In diesem eindringlichen, doku-biografischen Roman erzählt Louis von seiner Kindheit und Jugend. Und davon, wie es war, als Ausgegrenzter unter Ausgegrenzten zu leben: als homosexueller Junge im Prekariat der Provinz der Normandie. Mehr noch als die Brutalität der Mitschüler erschüttert der psychische und physische Zwang, den sich Eddy selbst antut, um seinen Körper zu «normalisieren» und ins Heterosexuelle zu biegen. Und um ihn herum zerbrechen die Eltern und Geschwister an ihrer Armut, sie zerbröckeln in der provinziellen Ruinenlandschaft an den Abgründen des Kapitals.
Edouard Louis gehört mit Didier Eribon und der Nobelpreisträgerin Annie Ernaux zum französischen Dreigestirn des autobiographischen Romans, der das Ich und die Gesellschaft literarisch-soziologisch kurzschliesst und in ergreifende Szenen bannt, mit denen sich das verdrängte Elend ins Herz und Hirn der Leser*innen brennt.
Lesung: Gian Rupf
Musiker*innen: Lucija Krišelj, Alican Süner (Violine), Héctor Cámara Ruiz (Viola), Mattia Zappa (Violoncello)
Texteinrichtung: Stefan Zweig, Literaturhaus Zürich
Einführung: Martina Mutzner
Eintritt: 35.-/15.-/ 25.- (Mitglieder Klibühni)
ca. 80 Min., ohne Pause
Mit freundlicher Genehmigung der Tonhalle-Gesellschaft Zürich AG /Literaturhaus Zürich, in Kooperation mit der Klibühni und der Stadtbibliothek Chur.